Menschen mit einer Borderlinestörung leiden an ihrer ausgeprägten seelischen Instabilität. Dabei handelt es sich nicht nur um die üblichen Stimmungsschwankungen, sondern eine tiefgreifende „Achterbahn der Gefühle“ mit einem Muster von Selbstabwertung und Selbstschädigung bis hin zu schweren Selbstverletzungen und Suizidversuchen.
Bei einer Borderlinestörung beobachtet man ein durchgängiges Muster von
Für die Diagnose einer Borderlinestörung braucht es mindestens fünf der folgenden Kriterien:
Obwohl der Verlauf einer Borderlinestörung langwierig sein kann, ergab eine Langzeituntersuchung von Zanarini in Harvard eine ermutigende Prognose: Von 290 Patienten, die wegen einer Borderlinestörung stationär aufgenommen worden waren, liess sich die Diagnose bei 70 Prozent nach 6 Jahren nicht mehr stellen. Hingegen fand sich auch bei denjenigen, die «remittiert» waren, in zwei Drittel der Fälle eine depressive Erkrankung (mood disorder).
Dies ist einer der Gründe, warum manche Autoren die Borderline-Persönlichkeitsstörung als eine
spezielle Form der depressiven Erkrankungen betrachten, bei der eine besonders instabile Stimmungslage das Bild beherrscht.
Nicht alle Menschen mit einer Borderlinestörung brauchen eine Klinik. Wenn aber eine Person nicht mehr in der Lage ist, ihr Leben selbständig zu bewältigen, schwere Beziehungskonflikte hat, sich selbst verletzt oder unter Suizidgedanken leidet, so ist eine stationäre Behandlung angezeigt.
Dabei sind wir uns bewusst, dass es nicht immer leicht ist, eine tragfähige therapeutische Beziehung aufzubauen: Menschen mit einer Borderlinestörung leben auch in der Therapie diejenigen Probleme aus, die ihnen das Leben im allgemeinen schwer machen. Die Entscheidung für einen Eintritt erfolgt im Gespräch zwischen Hausarzt und Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Zudem bietet die Klinik Sonnenhalde ein Vorgespräch an, in dem die Indikation und die Ziele und die Regeln eines stationären Aufenthaltes besprochen werden. Auf dieser Grundlage wird eine schriftliche Therapievereinbarung erstellt.
In den ersten Tagen nach Eintritt erfolgt eine Abklärung und die Aufnahme in die therapeutische Gruppe auf der Station. Besonders wichtig ist es, im Gespräch die persönlichen Problembereiche herauszuarbeiten und ihre Bedeutung für die Entstehung und den Verlauf der Störung zu besprechen. Wesentlich ist auch die Beobachtung und die Bearbeitung des Verhaltens im klinischen Alltag.
Im Vordergrund der Behandlungsstrategien steht das Therapiekonzept der „DialektischBehavioralen Therapie“ nach Linehan. Dabei versucht man den Betroffenen Stabilität durch Wertschätzung, aber auch Herausforderung zur Veränderung zu geben.
Sie lernen sich selbst besser beobachten (Achtsamkeit) und durch Strategien der Stressbewältigung besser mit Spannungen umzugehen. So gelingt es das Leben wieder besser in den Griff zu bekommen. In Gesprächen können Beziehungsprobleme und selbstzerstörerische Impulse bearbeitet werden. Diese Fertigkeiten (Skills) werden einzeln und in der Gruppe bearbeitet. Zusätzliche Probleme wie Sucht, inakzeptables Verhalten, Selbstverletzung und Suizidalität können die Behandlung komplizieren und je nach Schweregrad zum Therapieabbruch führen.
Borderlinestörungen brauchen oft längere Zeit, bis sie völlig abklingen. In der stationären Therapie gehen wir von einem Aufenthalt von 12 Wochen aus; in Einzelfällen kann auch ein längerer Aufenthalt notwendig sein.
Rechtzeitig vor dem Austritt wird mit der Planung der Zeit nach dem Klinikaufenthalt begonnen: dazu gehören Regelung der Arbeits- und Wohnsituation, Gespräche mit den Angehörigen, Orientierung über die Medikation und über Wege zur Rückfallverhütung. Wichtig ist eine geregelte ärztlich-therapeutische Nachbetreuung, um das Erreichte nicht zu gefährden. In manchen Fällen kann ein Anschlussaufenthalt in der Tagesklinik geeignet sein, um weiterhin die Tagesstruktur zu sichern und die Belastungsfähigkeit für den Alltag zu trainieren.