Therapeutisches Klettern

Überwindung von Ängsten und Blockaden und Selbstvertrauen stärken.

Therapeutisches Klettern

Warum Klettern ein gutes Medium zur Therapeutischen Arbeit bietet, hat mehrere Gründe.

  • Klettern als ursprüngliche Bewegung des Menschen
  • Klettern in der Entwicklung von Kindern
  • Die Faszination vom Erreichen besonderer Orte
  • Der vielfältige Einfluss auf die Psyche
  • Besondere soziale Interaktionen

Wer Kleinkinder beobachtet, wie sie immer neue Bereiche entdecken, indem sie auf einen Stuhl steigen, eine Theke oder eine Treppe erklimmen, kann für sich nachempfinden, was diese neuen Eroberungen für Gefühle auslösen. Später können Bäume oder kleinere Felsen attraktive Ziele sein.

Und Jede*r kann heute Kletterer bestaunen, die scheinbar glatte Felswände bezwingen. Durch die Entwicklung des Kletterns zum Breitensport, wurde dies durch fortschrittliche Sicherungsausrüstung, Kletter-/Boulderhallen und erschlossenen Felsklettergärten, jede*r/m zugänglich und sicher. Die richtige Handhabung vorausgesetzt.

Aus den vielen verschiedenen Unterarten des Kletterns ist für den Einsatz zum Therapeutischen Klettern besonders das Bouldern (Def.: Klettern in Absprunghöhe) geeignet, da es auf geringe Distanz und sehr gesellschaftlich oder allein ausgeübt werden kann.

Das Seilklettern, bzw. Sportklettern, benötigt eine geschulte Einweisung durch einen ausgebildeten Klettertrainer, da die richtige Handhabung und Aufmerksamkeit für die Sicherheit erforderlich ist. Immerhin handelt es sich um eine Risikosportart. Allerdings sind geeignete Wände für Anfänger bis Fortgeschrittene in jeder Kletterhalle zu finden.

Nach heutiger Forschungslage begründet sich die positive Wirkung des therapeutischen Kletterns auf die Gesundheit durch das Zusammenspiel vieler Faktoren und Wirkmechanismen.

Die Angst ist ein fester Bestandteil beim Klettern. Die Angst vor der Höhe, vor dem Versagen als Kletter*in in Form eines Sturzes oder als Sichernde*r, vor dem Versagen des Sicherungsmaterials insbesondere beim Seil-Klettern (Seil, Klettergurt, Bohrhaken, etc.) sind Beispiele dafür wie vielseitig die Angst beim Klettern auftreten kann. Diese Konfrontation kann eine heilsame Wirkung hervorbringen. Als ein Erklärungsversuch dieses Effekts wird das Modell des Explorationsverhaltens aus der Verhaltensbiologie verwendet. Demnach wird in angstauslösenden Situationen das körpereigene Furchtsystem aktiviert. Nach überstandener Situation und Bewältigung der Angst werden die Neurotransmitter Dopamin und Endorphin ausgeschüttet. 

Dabei ist zu beachten, dass der/die Therapeut*in die Herausforderung so gestaltet, dass die Patienten aus ihrer Komfortzone abgeholt werden. Denn Menschen lernen wenig Neues, wenn sie unterfordert sind, können aber auch aus der Überforderung selten nützliches für ihre Lebensbewältigung ableiten. Im Bereich der Lernzone verlangen Verunsicherung und Ungewohntes die Entwicklung neuer Strategien. Das Lernzonenmodell nach Senninger ist eine wichtige Grundlage zur individuellen Planung von klettertherapeutischen Interventionen.

Der Kletterer bewegt sich im Optimalfall zwischen dem hohen Anforderungscharakter und der Motivation die Kletterroute zu schaffen. Wenn es durch präzise Interventionen der Therapeuten gelingt, die richtige Balance zu finden, in der die Herausforderung weder zu hoch noch zu niedrig ist, wird der/die Patient*in die höchste Zufriedenheit und das größte Erlebnis erreichen. Durch das therapeutische Klettern stellen sich dann Zufriedenheit, Glücksgefühle und Entwicklung ein. Der Flow-Zustand. Es ist das Gefühl der völligen Vertiefung und das Aufgehen in der Tätigkeit. Unser Zeitgefühl verschwindet, die alltäglichen Sorgen treten in den Hintergrund und wir haben das Gefühl der Kontrolle über unsere Tätigkeit. Wer schon einmal geklettert ist, hat dabei mit hoher Wahrscheinlichkeit diesen Flow-Zustand erlebt.