Trauma – das Wort kommt aus dem Griechischen und bedeutet Verletzung bzw. Wunde. Im medizinisch-psychotherapeutischen Kontext ist es als existentielle Bedrohung von Leib oder/und Seele definiert. Ein Trauma kann direkt sein: vom Autounfall über Schläge bis hin zur rituellen oder sexualisierten Gewalt.
Aber auch Menschen, die Zeugen von schlimmen Ereignissen (Tötung, Unfälle, Naturkatastrophen, Kampfhandlungen oder Vergewaltigung) waren, können traumatisiert sein. Ein Trauma geht immer mit einem extremen Adrenalinausstoss einher, was eine sofortige unvergessliche Einspeicherung ins Nervensystem erzeugt. Diese eingespeicherten Erinnerungsnetze nennen wir Traumaschemata.
Erstaunlicherweise entwickeln 2/3 der Menschen, die ein Trauma erlebt haben, keine längerfristigen Symptome, was die Selbstheilungskräfte des Menschen unter Beweis stellt. Diejenigen, die Symptome entwickeln, haben der Forschung nach wahrscheinlich ein vorbestehend sensibel eingestelltes Nervensystem und entwickeln ein Vollbild der Krankheit, die „Posttraumatische Belastungsstörung“ genannt wird.
Eine PTBS ist definiert als das gemeinsame Auftreten der folgenden Symptome:
(in Anlehnung an ICD-10 und DSM IV)
Viele Patient:innen verlieren das Vertrauen in andere, erleben die Umwelt als feindselig und leiden unter starken Ängsten. Meistens ist die Fähigkeit sich in Beziehungen, bei körperlicher Nähe und mit anderem Menschen wohl zu fühlen, deutlich beeinträchtigt.
Das Thema Schuld spielt fast immer eine grosse Rolle. Die meisten Menschen neigen dazu, sich die Schuld für die Geschehnisse selbst zuzuschreiben.
Viele traumatisierte Menschen bleiben lange Jahre äusserlich unauffällig, bis ein erneuter Vorfall, oft auch ein Unfall, eine Retraumatisierung auslöst, die dann die klassischen Symptome von Flashbacks, Albträumen und Gefühllosigkeit mit erhöhter Grundspannung auslöst.
Meist werden diese Symptome so unerträglich, dass die betroffene Person einfach nicht mehr funktionieren kann, bei der Arbeit ausfällt und in Beziehungen massiv auffällig reagiert. Die Verzweiflung kann sich bis zur Suizidalität steigern.
Wenn sich im Aufnahmegespräch Hinweise auf traumatische Lebensereignisse bzw. die oben genannten Symptome ergeben, erarbeiten wir gemeinsam mit den Patient:innen, wie sich diese Ereignisse und Symptome auf ihr Leben auswirken. Je nach Ausprägung der Belastung können weitere Fragebögen eine sinnvolle Ergänzung der Diagnostik darstellen.
Sowohl für die Patient:innen als auch für das Behandlungsteam ist es wichtig, während einer psychotherapeutischen Behandlung abzuklären, ob eine Traumatisierung vorliegt oder nicht. Denn falls ein Trauma vorliegt werden während der Behandlung andere Prinzipien wichtig als sonst in der klassischen Psychotherapie.
Entgegen dem häufigen Wunsch der Patient:innen und den weit verbreiteten Vorstellungen kann ein zu direktes Angehen des Problembereichs oder schon ein ungesteuertes Erzählen des Traumas schädlich sein. Es kommt zu einer unerwünschten Destabilisierung.
Daher halten wir folgende Prinzipien für die Traumatherapie für wesentlich:
Erst falls all diese Prinzipien nach längerer Therapie beherrscht werden und immer noch Symptome vorliegen darf eine sogenannte „Traumakonfrontation“ erwogen werden.
Wir empfehlen eine Aufenthaltsdauer zwischen 8 und 12 Wochen, in denen Sie soweit stabilisiert und in Ihrem Wohlbefinden gebessert sein sollen, dass Sie Ihren Genesungsweg durch eine ambulante Weiterbehandlung begleitet weiter beschreiten können.
Rechtzeitig vor dem Austritt wird mit der Planung der Zeit nach dem Klinikaufenthalt begonnen: Dazu gehören Regelung der Arbeits- und Wohnsituation, Gespräche mit den Angehörigen, Orientierung über die Medikation und über Wege zur Rückfallverhütung. Wichtig ist eine geregelte ärztlich-therapeutische Nachbetreuung, um das Erreichte zu bewahren. In manchen Fällen kann ein Anschlussaufenthalt in der Tagesklinik geeignet sein, um weiterhin die Tagesstruktur zu sichern und die Belastungsfähigkeit für den Alltag zu trainieren.